Gute Frage
9. Oktober 2010
„Wäre es nicht besser, wenn Christen ihr Christsein ein bisschen erkennbarer lebten – anstatt den Islam zu verurteilen?!“ Gute Frage – und dazu noch zu bester Sendezeit von einem Moderator gestellt, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk! Klasse! Der Gesprächspartner, ein Bischof, stimmte begeistert zu. Wir Christen geben, wenn es um Auskunft über unseren Glauben geht, häufig ein schwieriges Bild ab. „Nächstenliebe“ fällt da vielen ein, „die Zehn Gebote“ oder „die abendländischen Werte“. Das zielt samt und sonders am Zentrum vorbei, so wichtig es alles ist. Ein Moslem kann uns seinen Glauben in aller Regel verlässlich erklären anhand der „fünf Säulen des Islam“.
Christlicher Glaube ist, zugegeben, mit wenigen Sätzen nicht zu erläutern. Darum gibt es entsprechenden Unterricht. Zu lernen ist neu, dass er im Kern nicht eine Morallehre ist, ein Verhaltenskodex – wie es viele meinen, auch Christen. Sein Wesen ist vielmehr „Evangelium“, Frohe Botschaft von Gott her. Konkret: unser Schöpfer liebt uns vorbehaltlos, schenkt uns Menschen – allen Menschen! –-das Leben täglich neu, ermöglicht durch unverdiente Vergebung Neuanfang. Und erst von da ab kommt unser Handeln ins Spiel: es gibt eine dankbare Haltung, die der Liebe Gottes entspricht. Diese Haltung kann nur von Liebe und Verständnis geprägt sein, niemals von Hass und Verdammung. Das gelingt uns nicht immer – aber, siehe oben – „ein bisschen erkennbarer“ darf´s schon sein, auch unseren muslimischen Nachbarn gegenüber.