Verblendet
11. September 2010
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“, hat Jesus gesagt. Verzicht auf Gewalt, Friedfertigkeit als göttliches Prinzip. Ein Gekreuzigter als Ende aller Machtphantasien. Das hat schon damals nicht allen gepasst. Stärke ist attraktiver. Im 4. Jahrhundert geriet der christliche Glaube in die Hände der Machthaber, erst vor 250 Jahren begann die Befreiung aus dieser unseligen Verquickung. Sie ist nicht vollendet. Immer wieder gibt es verblendete Christen, die den Lauf der Welt gewaltsam beeinflussen wollen. Heute macht dieser verrückte Kollege in Florida Furore mit dem Vorhaben, den Koran zu verbrennen. Eine perfide Form der Gewalt – im „christlichen“ Gewand. Welch ein Irrsinn! Er will offenbar die Terroranschläge von heute vor neun Jahren „vergelten“. Nicht genug damit, dass solche „Vergeltung“ christlich nicht begründbar ist. Der Mann macht im Prinzip das, was er an den fundamentalistischen Strömungen im Islam beklagt.
Dabei gibt es so viel voneinander zu lernen! Christen sollten einmal hinschauen, wie sehr ein ernst genommener und aktiv gelebter Glaube das Leben bereichern kann. Und Moslems sollten zu verstehen versuchen, warum wir Christen im Gekreuzigten die entscheidende Botschaft Gottes erkennen, siehe oben, – auch wenn im Koran steht, Jesus sei gar nicht am Kreuz gestorben. Auf jeden Fall sollten wir gemeinsam Gewalt ablehnen. Und das tut ja – Gott sei Dank – die große Mehrheit aller Glaubenden.