Schwefelgeruch
25. Juni 2011
Brutal ist sie ja, die Geschichte. Da brät einer in der Hölle und bittet um einen Tropfen Wasser: abgelehnt! Na, dann warne wenigstens meine fünf Brüder, dass sie nicht dieselbe Qual erleiden müssen wie ich. Wieder abgelehnt! Stattdessen der Hinweis: sie haben doch Mose und die Propheten. Die sollen sie hören; uns Menschen ist gesagt, was gut ist! Der Gepeinigte aber bleibt hartnäckig. Das reicht nicht, wendet er ein. Meine Brüder sind nur zu überzeugen, wenn ein Toter aufersteht und zu ihnen kommt. Das würde sie dazu bringen, ihren Geiz und ihre Hartherzigkeit abzulegen. Und zum dritten Male: abgelehnt! „Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde!“ Lukas 16, das Evangelium für die morgen beginnende Woche.
Brutal, wie uns hier der Spiegel vorgehalten wird. Der Text kreist um die Frage: was muss eigentlich noch passieren, bis die Menschheit vernünftig handelt? So langsam merken wir ja, dass es auch bei uns brenzlig wird. Die Griechen haben bereits das Gefühl, im Höllenfeuer zu sitzen. Aber immer noch versuchen diejenigen, die das Feuer angezündet haben – Korruption, Steuerhinterziehung – die Last auf die Armen abzuwälzen. Letzte Warnung! Schwefelgeruch! Schluss damit, voller Gier aus der Krise Profit zu schlagen. Auferstanden ist ja einer; das scheint aber nicht auszureichen. Dann also: nähere Orientierung bei Mose und den Propheten, im Grundgesetz, bei den Menschenrechten.