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Unverstellter Blick

31. Juli 2010

„Gott, wie sind deine Werke so groß und viel!“ Als meine Frau und ich vor zehn Jahren nach Goslar zogen, wussten wir bereits aus Kindheitstagen: das ist eine wunderschöne Stadt in einer herrlichen Region. Trotzdem haben wir uns zu Beginn alles neu eingeprägt. Auf langen Spaziergängen schauten wir uns Stadt und Umgebung bewusst an, um sie so in der Erinnerung zur Verfügung zu haben. Uns war nämlich klar: nach einer gewissen Zeit werden wir manches anders sehen. Wir werden Bestandteil der Gesellschaft, werden von Konflikten und Problemen hören, werden „Mitspieler“ bei Ausein­andersetzungen. Kurz: die Sicht auf Häuser, Menschen und Landschaften wird sich wandeln. Der unbefangene erste Eindruck weicht, an seine Stelle tritt das Wissen darum, wie es „hinter den Kulissen“ aussieht. Aus dem unverstellten Blick auf ein großartiges Ganzes wird eine Kritik an Details. Ein Goslarer Problem – oder ein allgemein menschliches?

Zeit jedenfalls für ein „re-set“. Und das darf gern über Stadt und Region hinausgehen. Unsere Gesellschaft richtet derzeit den Blick sehr einseitig auf „die Krise“. Klar, die Probleme sind nicht zu leugnen. Aber da ist ja auch das andere: der schöne Sommer, freundliche Mitmenschen, Apfelbäume, Vogelgezwitscher, Freiheit. Das dürfen wir auf keinen Fall übersehen! Es ist lebensnotwendig, sich nicht vom „Bösen“ überwinden zu lassen. Es gibt ganz viel Gutes und Gelingendes, das wir dagegen halten können. Am besten geht das, wenn wir es mit einem Dank an Gott verbinden: „Gott, wie sind deine Werke so groß und viel!“