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Zweifel

3. April 2010

Er zweifelt. Gut so. Das heißt ja auch: er interessiert sich, er wendet sich nicht einfach ab. Er glaubt nicht, was andere ihm erzählen. Er will selber nachvollziehen können, ob was dran ist. Zweifel sind gut, das hat Thomas erlebt. Als die anderen ihm erzählten: „Jesus ist auferstanden“, da hat er das nicht geglaubt. Wie soll ein denkender Mensch sowas auch glauben?! Tote kommen nicht zurück, das weiß man. Aber immerhin: er lässt sich auf die Sache ein, zweifelnd zwar, aber offen für die neue Erfahrung.

Thomas! Ist es Zufall, dass dieser Vorname der häufigste ist in Deutschland? Der Zweifler! Einer, der sich nicht alles erzählen lässt. Einer, der sich interessiert, aber nichts vormachen lässt. Gut so! Nicht alles glauben, nur weil es im Fernsehen vorkommt, in der Zeitung steht oder jemand anders es behauptet. Kritisch bleiben, auch gegenüber „Autoritäten“, auch gegenüber dem, was „die Kirche“ erzählt. Das ist eine Errungenschaft, die sich in Deutschland vor gut 200 Jahren allmählich durchgesetzt hat: „Aufklärung“. Zweifel sind erlaubt und erwünscht, auch in der Kirche. Die Behauptung, man sei nur Christ, wenn man „alles“ glaube, kommt aus sektenartigen Kreisen. Thomas kann von einer ganz anderen Erfahrung berichten: Jesus macht ihm keinen Vorwurf wegen seiner Zweifel. Im Gegenteil, er kann ihn verstehen. Es ist wohltuend, das zu sehen. Und noch etwas hat er erlebt, der „ungläubige“ Thomas: das Dranbleiben lohnt sich, das Nachfragen. Tatsächlich begegnet er ja dem Auferstandenen. So steht es im Johannesevangelium.

Thomas hat nur gezweifelt, er ist nicht zynisch geworden, hat nicht arrogant den Glauben der anderen zurückgewiesen. Ihm war offenbar klar: irgendwann werde auch ich antworten müssen auf das Leben und auf die Fragen, die es mir stellt.