Den Menschen zuwenden
28. März 2009
Nicht einmal die geschenkte Stunde dürfen wir behalten. In der Nacht zum Sonntag wird sie uns wieder weggenommen. Das passt so richtig in diese Zeit der Krise. Nach und nach wird einkassiert, was sicherer Besitz zu sein schien: komplette Versorgung bei Krankheit, Absicherung bei Arbeitslosigkeit, unantastbare Altersvorsorge. Auch die großen Versprechen der Neuzeit drohen zu kippen: unbeschränkte Mobilität, freier Datenverkehr, sichere Energiezufuhr. Nur mühsam noch gelingt es den politisch Verantwortlichen, ein wenig Optimismus zu verbreiten. Aber zu befürchten ist: bald heißt es wieder „April, April“. Es wurde schon vorgeschlagen, den 1. April zum weltweiten Feiertag zu erklären…
Jetzt kommt es drauf an, eine tief gegründete Orientierung zu haben. Welches Bild haben wir von uns selber? Was macht uns wertvoll und einmalig? Biblisch fundierte Verkündigung wusste immer: es ist nichts von Menschen Gemachtes, es sind nicht Taten – wie eindrucksvoll auch immer, keine Besitztümer. Ein Mensch bekommt seinen Wert, weil Gott ihn voll Liebe ansieht. Das ist wie bei einem Kind, das neu geboren wird. Die Eltern lieben es – einfach weil es da ist. Es muss sich diese Liebe nicht „verdienen“. Und wir wissen, wie verderblich das ist, wenn Eltern ihre Liebe von Leistungen abhängig machen, Schulnoten etwa.
Vielleicht macht uns die Krise ja lebensklüger. Vielleicht entdecken wir ja wieder, dass die entscheidenden Dinge des Lebens unbezahlbar sind – und trotzdem gewaltige „Zinsen“ bringen. Vielleicht wird ja Zeit frei, uns wieder den Menschen um uns herum zuzuwenden und ihnen das zu geben, wonach sie sich mehr sehnen als nach Materiellem: wahrgenommen zu werden, würdig behandelt zu werden, „mit den liebenden Augen Gottes“ gesehen zu werden.